Die TU Clausthal von oben. TU Clausthal/Christian Kreutzmann

Hier stimmt die Chemie
- Goslar, einer der größten Chemiestandorte Norddeutschlands

Im Kreis Goslar wird geforscht, produziert und recycelt: Lithiumverbindungen, Speziallacke und schillernde Pigmente – das Spektrum der lokalen Chemie-Industrie ist weit und macht den Kreis zu einem der bedeutendsten Chemiestandorte Norddeutschlands.

Längst ist aus der ehemaligen Bergbauregion mit ihrer geologischen Vielfalt eine innovative Chemie-Industrie hervorgegangen. Mit insgesamt  rund 12.000 (2019: 11.994) direkten und indirekten Arbeitsplätzen, zählt sie zu den größten Arbeitgebern der westlichen Harzregion. Die lokale enge Vernetzung der Industrie mit den entsprechenden Dienstleistern sorgt für eine attraktive Win-Win-Situation: viele Bereiche der Wertschöpfungskette werden vor Ort abgebildet. Das ist ein wichtiger Standortvorteil mit Blick auf Kostenersparnis und Effizienz. So erzielt der Wirtschaftszweig eine jährliche Wertschöpfung von gut 1,2 Milliarden Euro.

Der Landkreis liegt im Herzen der Bundesrepublik und punktet mit einer erstklassigen Infrastruktur. Über die Verkehrsanbindungen A7, A39, B2 und B82 ist er aus allen Himmelsrichtungen gut erreichbar. Für die Unternehmen sind dadurch sowohl die Zulieferung von Rohstoffen als auch die Auslieferung von Produkten auch im Schwerlastbereich gesichert.

Das Logo des Chemienetzwerks Harz. Chemienetzwerk Harz
Das Logo des Chemienetzwerks Harz.

Vernetzte Kompetenz

Seit August 2016 macht zudem das ChemieNetzwerk Harz den Harzraum als chemisch-metallurgische Kompetenzregion stark. Mit dem Ziel den Austausch zwischen Experten zu fördern, gemeinsame Projekte zu entwickeln und anschließend umzusetzen, bündelt das Netzwerk das Know-how von 20 Institutionen und Unternehmen aus den Zweigen Wirtschaft und Wissenschaft. „Regulatorische Anforderungen, die Energiewende, neue Kreislaufsysteme und die Digitalisierung stellen unsere Netzwerkmitglieder vor enorme Herausforderungen, die mancher allein nicht mehr meistern kann“, sagt Dr. Carsten Steffin, Vorstandsvorsitzender des ChemieNetzwerk Harz. Das ChemieNetzwerk diene dazu, diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen und so die Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedsunternehmen und damit die Arbeitsplätze in der Region zu erhalten. Neben produzierenden Chemiebetrieben sind auch chemie-affine Unternehmen Teil des Netzwerks.

Auch regionale Forschungseinrichtungen, wie die Technische Universität Clausthal und die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften sind Mitglieder des Netzwerks. Der Austausch und die enge Kooperation zwischen den Hochschulen und Unternehmen geben neuen Input und lassen neue Lösungen und Verfahren entstehen. Die Beteiligung der Ostfalia als Wissenschaftspartner des ChemieNetzwerk Harz erschließe der Hochschule zudem neue Perspektiven, sagt Prof. Dr. rer. pol. Trost. So gebe es bei den Mitgliedsunternehmen interessante Anwendungsfelder für Innovationsthemen wie beispielsweise die Energieeffizienz.

„Der Wissenstransfer zwischen Hochschule und Praxis wird in einem Netzwerk auf vielfältige Weise vereinfacht - ein ganz klares Plus für die Ostfalia."

Prof. Dr. rer. pol. Dirk Trost, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Durch die Zusammenarbeit der Studierenden mit den hiesigen Unternehmen entstehen darüber hinaus wichtige Geschäftskontakte für die Versorgung mit Nachwuchskräften. Bereits während des Studiums können enge Beziehungen zu den Unternehmen entstehen und Perspektiven aufgezeigt werden. Zudem bietet das ChemieNetzwerk Harz einen starken Verbund an attraktiven Arbeitgebern in der Region. „Durch die Mitgliedschaft der Technischen Universität Clausthal im ChemieNetzwerk Harz konnten bestehende Industriekontakte intensiviert und neue zu ganz unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen aufgebaut werden“, sagt Prof. Dr. Kaufmann, Leiter des Instituts für Organische Chemie.

„Wir freuen uns, durch enge Kooperation mit den Mitgliedern des ChemieNetzwerks Harz die Innovationshöhe und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit kontinuierlich zu erhöhen."

Prof. Dr. D. E. Kaufmann, Institut für Organische Chemie der Technische Universität Clausthal.

Mehrmals im Jahr veranstaltet das ChemieNetzwerk Arbeitskreise zu den Themen Personal, Arbeitssicherheit sowie Versorgung, Infrastruktur und Produktion. Die Netzwerkmitglieder sollen so in ihren Arbeitsanforderungen unterstützt und die Effizienzsteigerung von Prozessen forciert werden. Regelmäßige Geschäftsführerrunden laden Unternehmer zu Networking und gegenseitigem Austausch ein. Im Rahmen des Programms „Blitzlichter“ inspirieren außerdem Fachvorträge interner und externer Referenten zu aktuellen und zukunftsweisenden Themen.

Darüber hinaus rundet ein breites Angebot an Schulungen und Weiterbildungen im Rahmen der Schulungsakademie des Mitgliedsunternehmens Chemitas GmbH das Portfolio ab. Auf diese Weise wirkt das ChemieNetzwerk als effiziente Drehscheibe zwischen Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Politik.

„Wir besetzen Kompetenzfelder wie Anlagensicherheit und Arbeitsschutz mit dem Ziel, keine Unfälle mehr zuzulassen oder werben gemeinsam um akademischen Nachwuchs und Auszubildende, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Durch die Zusammenarbeit der Chemiefirmen mit den Logistikunternehmen, IT-Spezialisten und Universitäten im Rahmen unseres Netzwerkes entstehen außerdem Innovationen.“

Dr. Carsten Steffin, Vorstandsvorsitzender ChemieNetzwerk Harz

Das ChemieNetzwerk Harz ist treibende Kraft, um die Kompetenzregion noch weiter nach vorne zu bringen. Mit seinen Maßnahmen wird maßgeblich das Image des Chemie-Standorts gefördert und die Region national wie international bekannter gemacht. Als überregionaler Verein sind auch Unternehmen aus den angrenzenden Nachbarlandkreisen Göttingen und Wolfenbüttel im Netzwerk engagiert. Um die chemisch-metallurgische Kompetenzregion im westlichen Harzraum noch zu stärken ist das ChemieNetzwerk offen für weitere chemie-affine Mitglieder und Netzwerkpartner. Damit stehen die Zeichen im Landkreis Goslar auf Zukunft, ein Landkreis, der durch Wirtschaftsstärke und Lebensqualität überzeugt. 

Label EU Europäischer Fonds für regionale Entwicklung EFRE

Das Netzwerk wird mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) über die Richtlinie der Gewährung von Zuwendungen für Innovationsnetzwerke und Innovationscluster gefördert. Am 1. August 2016 übergab Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies dem ChemieNetzwerk Harz e.V. den Zuwendungsbescheid der NBank in Höhe von 194.300 Euro. Das Projekt Chemienetzwerk Harz startete am 1. August 2016 mit Unterstützung des Landkreises Goslar. Seit dem 26. November 2019 wird das Chemienetzwerk für weitere 2,5 Jahre in Höhe von 140.117,60 Euro gefördert. Die Netzwerkmitglieder steuern einen Eigenanteil von insgesamt 351.294 Euro bei.

Balance finden

Ein Alleinstellungsmerkmal im bundesweiten Vergleich großer Chemiestandorte ist die Lebensqualität im Landkreis Goslar und im Harz. Die sagenumwobene Bergwildnis ist als beliebte Urlaubsregion bekannt. Die ursprüngliche Natur mit ihren Wäldern, schroffen Felsformationen, Teichen und Bächen sowie dem Nationalpark Harz sorgt für Erholung. Für eine ausgewogene Work-Life-Balance hat der Standort viel zu bieten. Mit einem flächendeckenden Angebot von Kindergärten, Schulen und Betreuungsangeboten ist auch für Familien gesorgt. Goslar mit rund 50.000 Einwohnern ist die größte Stadt des Landkreises und als UNESCO-Weltkulturerbe eine Besonderheit. Berufschancen auch außerhalb der chemischen Industrie sind vielseitig gegeben durch die enorme Branchenvielfalt innerhalb der Region.